Öffentlichkeitsarbeit im Hundetraining: Werde sichtbar als der Mensch, der du bist!

Gespräch mit Andrea Mertes

Andrea Mertes ist Journalistin, Hundehalterin und KynoLogisch-Dozentin. Ihr Job: Sie hilft Hundetrainer*innen, ihr Business bekannter zu machen. Im Gespräch mit Malin Schneider gibt sie Tipps, wie man von zukünftigen Kund*innen gefunden wird und weshalb es sich lohnt, Social Media neu zu denken.

Hallo, liebe Andrea, zum Einstieg gleich eine Praxisfrage. Neulich habe ich nach einem langen Tag auf dem Hundeplatz mal wieder einen Abend vor dem Rechner verdaddelt, weil ich noch schnell ein neues Video für Instagram schneiden wollte. Unfassbar, wie viel Zeit Social-Media-Posts schlucken. Was hätte ich besser machen können? 

Vielleicht ist meine Antwort ernüchternd, doch: Soziale Medien erfolgreich zu bespielen ist nichts, was man mal kurz nach dem Abendessen macht. Das braucht Zeit und Konzentration. Die hattest du in dem Moment offenbar nicht. Was okay ist. Besser wäre es, wenn du dir das nächste Mal die Frage stellst, wie viel Zeit du für die Akquise von Kundschaft aufbringen kannst und willst. Und ob du dann auch noch die Kapazitäten hast, mit dem Rücklauf in Form von Kommentaren und ähnlichem umzugehen. 

 

Klingt pragmatisch. Social Media dient für dich also vor allem der Kundenakquise? 

Absolut. Es ist Öffentlichkeitsarbeit und damit ein Teil deines Berufs als Hundetrainerin. Und zwar ein unbezahlter Teil. Stell dir also zunächst die Frage, wie viel unbezahlte Zeit du investieren willst und kannst. Wenn du darauf eine Antwort hast, verschaffe dir einen Überblick, wie deine bisherige Kundschaft zu dir gefunden hat. Über Instagram? Einen Zeitungsartikel? Google? Mundpropaganda? Wenn du da Klarheit hast, überleg dir im nächsten Schritt: Welchen dieser Kanäle will ich ausbauen?  

 

Angenommen, ich will meinen Auftritt bei Instagram stärken. Hast du da eine Zauberformel?   

Keine Zauberformel, aber ein Zauberwort. Und das lautet: Verbindlichkeit. Ich halte Verbindlichkeit in der Hundetrainer-Szene derzeit für ein Riesenproblem.  

 

Wie meinst du das? 

Das kann ich am besten aus Kundinnensicht erklären. Denn ich bin ja auch eine von den Menschen, die Rat sucht bei Hundetrainerinnen oder Seminare zum Thema Hund buchen will. In solchen Fällen schreibe ich dann eine Mail oder rufe die Nummer auf der Homepage an. Hab ich in den vergangenen Wochen drei oder vier Mal gemacht. Was soll ich sagen: Ich bin auf Anrufbeantwortern diverser Hundetrainerinnen gelandet oder im Leeren. Es kamen keine Rückmeldungen. Überhaupt keine. Das ist ziemlich frustrierend. Scheinbar hatten die Betreffenden zu wenig Kapazitäten frei, um Kundenanfragen zu betreuen. Im Umkehrschluss lässt sich daraus lernen: Bevor man sich überlegt, welche Social-Media-Strategie man fahren möchte, sollte man sich erst einmal überlegen, wie man die Reaktionen handhabt, die dieses Marketing erzeugt.  

 

Das klingt, als müsste man für Öffentlichkeitsarbeit ein Marketing-Profi sein. Irgendwie abschreckend. Ist es nicht besser, ich lasse es ganz bleiben? 

Die Reaktion kenne ich, sie ist total normal. Doch die Lösung ist eine andere. Sie lautet: Fokussier dich auf das, was du leisten kannst. Worauf du Lust hast. Schärfe den Blick für deine Klientel. Und blende alles andere aus. Von Oliver Burkeman, einem begnadeten Kolumnisten der britischen Tageszeitung The Guardian, habe ich den klugen Satz gelernt: Du bist begrenzte Zeit. Burkeman hat ausgerechnet, dass ein durchschnittliches Menschenleben gerade mal 4000 Wochen dauert. Das ist ziemlich plakativ dafür, was begrenzte Zeit meint. Die Frage ist, wie du diese begrenzte Zeit nutzt.  

 

Wie nutze ich sie am besten, um mein Business bekannter zu machen? 

Genau darum dreht es sich in meinen Seminaren für KynoLogisch. Egal, welche Variante von Öffentlichkeit jemand anstrebt, mir geht’s darum, dass die Menschen ihre investierte Zeit nutzen, um sichtbar werden.  

 

Sichtbar im Sinne von möglichst viel Öffentlichkeitsarbeit? 

Nein, sichtbar im Sinne von: als der Mensch, der du bist. Wer bist du also? Bist du eher zurückhaltend und magst dich nicht so prominent zeigen, trotz der zwanzig Maulkorbhunde, die du täglich betreust und die schwer was hermachen? Vielleicht ist dann das Format des Newsletters das richtige Format für dich. Denn da hast du die Möglichkeit, längere, durchaus nachdenkliche Inhalte zu posten. Oder bist du mehr der extravertierte Mensch, der nicht viele Worte macht, aber Reels liebt und Leute gerne einlädt, direkt bei dir vorbeizukommen? Dann mach das! Wenn du sichtbar wirst mit deiner Persönlichkeit, wenn du hier eine klare Linie findest, dann ziehst du deine Klientel an – Menschen, die zu dir passen. Alle anderen kannst du ausblenden. Die dürfen gerne woanders buchen. 

 

Geht’s darum auch in deinen Workshops: Herauszufinden, welche Form der Öffentlichkeit zu einem passt? 

Ja, das ist ein Bestandteil. Wir probieren ganz viel aus. Reflektieren, welche Stories jede und jeder zu erzählen hat und wie das geht. Mit Text, mit Bild, mit Video? Wir reden auch darüber, was es heißt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Welche Rechte habe ich an den Bildern und Videos, die ich mache? Welche an meinem gesprochenen Wort? Was dürfen Kunden, was dürfen Journalistinnen? Und was dürfen sie nicht? Es geht viel darum, Souveränität über die eigene Sichtbarkeit zu gewinnen. Und die Angst zu nehmen vor dem Kontakt mit der Öffentlichkeit.  

 

Viele halten sich aus Angst vor negativen Kommentaren raus aus der Öffentlichkeit. Was sagst du dazu? 

Du sprichst die Angst vor Konflikten an. Jemand schreibt zum Beispiel einen negativen Kommentar unter meinen Post. Schon habe ich Stress, weil ich das als Konflikt erlebe. Und dann ist da noch die Angst vor einem Shitstorm, der letztlich die weitreichende Verlängerung eines negativen Kommentars ist, mit allen üblen Folgen.  

 

Genau! Gibt es in den Seminaren eine Art Fahrplan von dir, wenn mich jemand auf Social Media beschimpft? 

Auf jeden Fall. Es gibt bewährte handwerkliche Strategien für Risiko- und Krisenkommunikation. Wir reden darüber, was passiert, wenn sich da draußen die Welt scheinbar ins Dunkle kehrt und wie man mit risikobehafteter Kommunikation gescheit umgeht. Damit man sich einfach sicherer fühlt. Ein bisschen funktioniert dieser Workshop auch wie das Fahrsicherheitstraining beim ADAC: Wenn du einmal weißt, wie dein Auto auf Aquaplaning fährt, dann bist du nicht mehr so angstvoll, wenn du mal in die Situation kommst.  

Das Gespräch führte Malin Schneider. Die Hundetrainerin aus dem Odenwald arbeitet für die Online-Redaktion von KynoLogisch. 

 

Andrea Mertes ist klassisch ausgebildete Tageszeitungsredakteurin und arbeitet seit vielen Jahren freiberuflich, vorrangig für Print-Magazine von ADAC Reisemagazin über DOGS bis ZEIT Wissen. Am liebsten schreibt sie über das widersprüchliche Verhältnis des Menschen zur Natur. Dabei ist sie vor vielen Jahren auf dem Hund gekommen und beim Nova Scotia Duck Tolling Retriever hängen geblieben. Ihr Jüngster wird zum Spürhund ausgebildet. Kontakt: http://www.andreamertes.de 

Das Webinar „Öffentlichkeit zwischen Social Media und Shitstorm” richtet sich an alle, die im Berufsfeld Hunde unterwegs sind und ihr Business bekannter machen wollen. Nach diesen zwei Tagen kannst du: 

 

Deine Linie entwickeln für deine Öffentlichkeitsarbeit 

Dich und deine Projekte gut in der Welt der sozialen Medien positionieren 

Mit Texten, Fotos und Videos auf den Punkt kommen 

Konfliktsituationen professionell meistern 

 

Termin: 2. /3. Dezember 2023 

Ort: online 

Kosten: 225 Euro 

Alle Infos und den Link zur Anmeldung findest du hier.

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