Bits und Bites? Hundetrainer*innen ausbilden in Zeiten von Corona
Hundetrainer*innen praktisch ausbilden – das geht nicht ohne echten Kontakt, ohne Hundehaare auf allen Klamotten und lange Wochenend-Workshops in Wind und Wetter. Oder? Corona stellt die Ausbildungsstätten in Deutschland vor Herausforderungen; Wissensvermittlung über das Internet ist eine Kunst für sich. Mit dem ersten digitalen KennenLernen haben wir eine davon gemeistert.
Vorletzte Woche haben wir eine wundervolle Gruppe abenteuerwilliger und technikoffener Personen vier Tage lang online kennengelernt. Es wird ziemlich wahrscheinlich nicht die letzte Veranstaltung dieser Art bleiben.
Zum Wochenende ist die Anmeldefrist für unseren Jahrgang 2020 Süd abgelaufen. Er wird ein einzigartiger: Zum ersten Mal haben sich alle online kennengelernt, denn ihre KennenLernen-Tage fanden unmittelbar nach Beginn des Lockdowns statt.
Wer sich für 18 Monate gemeinsames Lernen und Ausgebildet-Werden entscheiden möchte, sollte wissen, worauf er oder sie sich einlässt. Es macht einen Unterschied, ob man sich gegenübersteht oder ob man zu Hause vor dem Rechner sitzt. Ob man in den Pausen neue Hunde streichelt, sich bei Kaffee oder Cola verplaudert und beginnt, Gesichter mit Namen und Geschichten zu verbinden. Sich selbst darzustellen, das Gegenüber in den Aspekten zu erfassen, die einem wichtig sind, die “Chemie zu spüren”… das sind Elemente, die man nicht einfach so vom realen Treffen in die Online-Welt übertragen kann.
Nur wenige optische Reize, andere Konzentrationsspannen und viele anonyme Ablenkungen, technische Schwierigkeiten und das Fehlen sensorischer Elemente in der virtuellen Welt machen ebendiese besonders. Aber auch besonders reizvoll.
In den letzten Jahren haben wir viel Erfahrung mit dieser digitalen Umgebung sammeln können – und wir lernen immer noch dazu. Nicht nur, weil es immer neue digitale Hilfsmittel gibt, sondern auch, weil sich die Gesellschaft und ihre Gewöhnung an diese Umwelt verändert. Unter uns sind noch solche, die als Kind mit der mechanischen Schreibmaschine der Eltern gespielt haben. Die Wählscheibentelefone und lange Telefonnummern verflucht haben…und die die Pixel auf den ersten Laptop-Bildschirmen tatsächlich sehen konnten. Und wo sind wir heute?
Ja, es war so: Wir haben uns über schlechte und überlastete Internetleitungen geärgert. Wir haben Sessions teils über mobile Hotspots bewerkstelligt, weil zu viele Homeofficeler an der verflixten letzten Meile Telekom-Leitung nuckelten.
Es war aber auch so: Zwischen Webinarraum, Online-Pinnwänden mit unzähligen niedlichen Hundebildern und fröhlicher Gassi-Selfies, Youtube-Videos mit Muskellockerungsübungen und Chaträumen entstand ein Bild des Gegenübers für beide Seiten, uns wie die Teilnehmenden. Wir haben einen minutiös durchstrukturierten Plan genutzt, waren oftmals parallel zu dritt oder viert im Hintergrund aktiv, von morgens um 8 Uhr bis abends um 20 Uhr. Um uns und unsere Ausbildung zu inszenieren, sie ins richtige Licht zu rücken und einen Eindruck davon zu hinterlassen, wie wir sind – untereinander und miteinander.
Für uns ist nach diesen vier Tagen klar: Selbst, wenn Corona uns noch länger begleitet – es gibt gute Strategien, um Bildung für Hundetrainer*innen weiterhin auf hohem Niveau anbieten zu können. Wir glauben, dass Online das gemeinsame Lernen und Ausprobieren in einem Handwerk wie dem Hundetrainerberuf nicht ersetzen kann. Aber die Möglichkeiten der Digitalisierung bieten uns allen Chancen, um an die sich wandelnden Umstände angepasste Lehre zu betreiben.
Ganz nebenbei haben wir übrigens bei dieser einen Veranstaltung fast 15.000 Fahrkilometer eingespart. Damit käme man einmal zum Erdkern und zurück. Und jetzt, nachdem die Anmeldungen für diesen Jahrgang eingetroffen sind, freuen wir uns unglaublich über die lieben Worte, die auffällig viele Südler*innen auf ihren Formularen für uns hinterlassen haben:
“Freue mich riesig auf die spannende Zeit!”
“Ich freu mich auf euch!” und
“Ich freue mich wie Bolle auf alles, was kommt…”
Wir auch, ihr Lieben, wir auch! ?