Es wird Zeit für #Böllerciao
Ein Ende privater Böllerei an Silvester ist Menschen- und Tierschutz. Deswegen sind wir jetzt Teil des Bündnisses #Böllerciao – und Du solltest auch dabei sein.
20. November 2025
Was haben eine Badewanne, ein Gebüsch irgendwo im Wald, eine S-Bahn, ein Kleiderschrank und ein Flughafenhotel gemeinsam?
Zumindest einmal im Jahr: Hunde, die panisch versuchen, sich vor dem Ende der Welt zu verstecken. Und ihre Menschen, die mehr oder weniger machtlos mit ihnen hoffen, dass es bald vorbei ist. All die genannten Orte sind Zufluchtsorte von Menschen, die für ihre Hunde die Böllerei zu überstehen versuchen. Nein, das ist nicht ausgedacht – regelmäßig besprechen Hundehalter*innen in Austauschgruppen ihre Strategien, denn ihr Hund – und oft weitere Haustiere wie Katzen – zeigt Angst in einem Ausmaß, dass an ein Genießen des Jahreswechsels nicht zu denken ist.
Wir können der Böllerei an Silvester nichts abgewinnen
Wir können der Böllerei an Silvester nichts, aber auch gar nichts abgewinnen. Grundsätzlich halten wir es für fragwürdig, häufig alkoholisierten, immer aber euphorisierten Menschen Zugang zu Sprengstoff zu ermöglichen. Nora hat mal auf Facebook über ein Silvester an der Oder geschrieben, mitten im brandenburgischen Nirgendwo an der Grenze zu Polen, und wie beängstigend die kriegsähnlichen Geräusche für die Wildtiere der Region sind. Wildtiere geraten in Panik und sterben an den Folgen von Stress und Fluchtversuchen. Vögel fliegen orientierungslos in der Dunkelheit gegen Hindernisse oder bis zur völligen Erschöpfung. Und in diesem Jahr sind sie nicht nur durch die winterlichen Temperaturen belastet, die schon viele körperlichen Ressourcen beanspruchen, sondern auch durch die grassierende Vogelgrippe. Und die Müllberge am Morgen danach? Ein Desaster für die Umwelt.
Aber nicht nur Wildtiere, auch Menschen leiden unter der Knallerei: psychisch, wenn sie zum Beispiel aus Krisengebieten fliehen mussten, oder körperlich, weil beispielsweise die wirklich absurde Menge Feinstaub vorbelastete Lungen zusätzlich fordert, mitunter durchaus lebensbedrohlich. Das sind nur zwei Beispiele für die Belastungen, die mit einem „normalen“ Silvester einhergehen – ganz abgesehen von den Menschen, die mit ihren verängstigten Tieren mitleiden.
Viele Hunde leiden trotz sorgfältigen Trainings jedes Jahr wieder
Als Ausbildungsstätte für Hundetrainer*innen wissen wir: Natürlich kann daran gearbeitet werden, einen Hund resilienter gegenüber Geräuschen zu machen. Natürlich gibt es Managementstrategien für die Silvesternacht. Aber wir behandeln damit nur Symptome – nicht die Ursache. Viele Hunde leiden trotz sorgfältigen Trainings jedes Jahr wieder unter massivem Stress, weil diese Explosionen (denn ja, nichts anderes sind Feuerwerke) für sie vollkommen willkürlich und dann massiv auftreten. Fakt ist deswegen auch, dass das Training alles andere als einfach ist. Das zeigen auch die vielen unglücklichen Hundehalter*innen, die nicht einen Funken (sic) Freude an Feuerwerk haben. Das Argument, es gäbe ja auch Hunde, die kein Problem mit Böllerei hätten, zieht nicht: Kein Hund wird je leiden oder sterben, wenn er nicht in den „Genuss“ eines Feuerwerkes kommt, umgekehrt trifft das aber durchaus zu. Dass manche zurechtkommen, lindert nicht die Belastung derer, die leiden.
Ja, Silvester soll gefeiert werden. Menschen möchten das neue Jahr besonders begrüßen und brauchen Rituale. Wir sind dafür. Aber muss das wirklich mit privatem Sprengstoff sein, der Menschen und Tiere gefährdet, die Umwelt verschmutzt und Einsatzkräfte an ihre Grenzen bringt? Haben wir es nicht alle auch sehr gut verkraftet, dass das Bleigießen 2018 verboten wurde, weil es gesundheitsschädlich ist? Hat es uns von unseren Wurzeln entfernt, Traditionen zerstört? Blödsinn. Wir nutzen heute einfach Alternativen.
Wir haben die Schnauze voll
Ganz ehrlich: Wir haben die Schnauze voll. Wir haben genug davon, jedes Jahr wieder Menschen verzweifelt nach neuesten Tricks oder Trainingsansätzen suchen zu sehen, wir haben genug davon, dass Haustiere zum Teil tagelang sediert werden müssen, wir haben genug davon, rund um Silvester einen Anstieg an Suchmeldungen und Tothundfunden mitzuerleben. Wir haben schlicht und einfach genug davon, dass die „Freiheit“ von Böllerfans nicht dort endet, wo sie verdammt nochmal enden sollte: bei der Unversehrtheit anderer Lebewesen.
Es gibt auch hier – wie für das Bleigießen – längst Alternativen: professionelle, sichere Feuerwerke an ausgewählten Orten, Licht- und Lasershows, gemeinsame öffentliche Veranstaltungen. Wir können – und wir sollten – den Jahreswechsel würdigen, ohne dabei Leid zu verursachen.
Deshalb sind wir sehr, sehr glücklich, dass wir jetzt Teil des Bündnisses #Böllerciao sein dürfen. Das Bündnis fordert den neuen Bundesinnenminister Alexander Dobrindt auf, die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz zu überarbeiten. Konkret: den privaten Verkauf und Gebrauch von Feuerwerkskörpern und -raketen zu beenden. Dafür müssen lediglich zwei Sätze in der Verordnung gestrichen werden.
Unterzeichnet den Offenen Brief!
Wir setzen uns ab jetzt gemeinsam mit Organisationen wie der Deutschen Umwelthilfe, den NaturFreunden, der Welttierschutzgesellschaft, Tasso oder auch dem Verband Neurodiversität und vielen anderen für diese Änderung ein. Die schiere Menge an unterschiedlichen Branchen und Verbänden, die hier vertreten ist, ist ein deutlicher Indikator dafür, wie Vielen die Böllerei zu schaffen macht. Es gibt einen Offenen Brief des Bündnisses an den Bundesinnenminister, der von allen unterzeichnet werden kann. Je mehr Menschen unterschreiben, desto klarer wird: Das ist kein Randthema, sondern ein Anliegen aus der Mitte der Gesellschaft.
Also: Macht mit. Wir würden uns freuen, wenn der Brief von Euch zahlreich mit gezeichnet, geteilt und weiterverbreitet wird: www.duh.de/boellerfrei.
Es dauert nur zwei Minuten – aber es zeigt, dass wir viele sind. Dass wir nicht länger zusehen wollen, wie Tiere und Menschen leiden, Menschen und Tiere verletzt werden und sterben und unsere Umwelt verschmutzt wird, nur weil „das halt immer so war“. Ein böllerfreies Silvester ist keine Utopie. Andere Länder machen es vor. Es ist vernünftig. Es ist überfällig. Es wird Zeit für #Böllerciao.





