Friday Fact: Birkenzucker ist für Hunde tödlich
Alarmismus liegt uns eigentlich nicht. Deswegen haben wir lange überlegt, ob wir den Aufmacher dieses Textes wirklich so formulieren wollen. Aber in diesem Fall glauben wir, dass eine sehr deutliche Warnung angemessen ist. Denn Birkenzucker („Xylit“) findet immer öfter Verwendung in industriellen wie selbst hergestellten Lebensmitteln (selbst in manchen Hygieneprodukten) – und für Hunde können schon kleinste Mengen tödlich sein.
Weihnachtszeit ist Gebäckzeit, und eine wachsende Zahl Menschen wollen weniger Zucker zu sich nehmen, aber auf die Süße nicht verzichten. Deshalb wird immer häufiger Birkenzucker als Süßungsmittel verarbeitet.
Aber nicht nur in Backwaren (Plätzchen, Kuchen, Muffins), die aus der hauseigenen Produktion stammen, kann sich Birkenzucker verstecken. In folgenden Produktgruppen wird u.a. auf das kalorienarme Süßungsmittel zurückgegriffen: Kaugummis, Bonbons, Backwaren, Zahnpasta, Zusätze in Getränken, zuckerfreie Globuli und therapeutische Nährlösungen sind Risikoprodukte.
Der Zuckerersatzstoff bindet sich an Rezeptoren im Hundekörper, die die massenhafte Ausschüttung von Insulin verursachen, so dass es in kürzester Zeit zu einem Zuckerschock kommt. Schlimmer noch: Häufig sterben später auch noch die Zellen der Leber ab und das Organ versagt. Der Hund stirbt, wenn nicht schnellstmöglich medizinisch entgegengewirkt wird.
Ab welcher Menge ist Birkenzucker gefährlich und in welchen Lebensmitteln ist er enthalten?
Bereits Mengen ab 0.1 g Birkenzucker pro Kilogramm Körpergewicht eines Hundes können zu einer akuten und gefährlichen Unterzuckerung führen.
Höhere Dosierungen ab 0.5 g/kg verursachen nicht selten zu einem Leberversagen beim Hund. Es ist individuell verschieden, wie toxisch die Auswirkungen auf den Organismus sind.
Birkenzucker hat viele alternative Bezeichnungen. Bekommt Ihr selbstgemachte Backwaren geschenkt, fragt unbedingt nach. Bei verdächtigen Artikeln mit dem Hinweis „zuckerfrei“ oder „kalorienarm“ lest unbedingt die Zutatenliste auf den Verpackungen.
Birkenzucker, Xylit, Xylitol, E 967, Eutrit, Kannit, Klinit, Newtol, Xylite, Torch und Xyliton… Das alles sind Synonyme für ein und denselben Inhaltsstoff, der für Hunde in kleinsten Mengen giftig ist.
Wie viel ist zu viel?
Wir haben ein Rechenbeispiel zur vereinfachten Gefahreneinschätzung zusammengestellt. Ein Rezept für einen Standardplätzchenteig, der ca. 60 Plätzchen à 10 g ergibt, würde folgende Zutaten beinhalten:
100 g Birkenzucker statt Haushaltszucker
200 g Butter
300 g Mehl
1 Ei (wird hier zur Vereinfachung in der Rechnung vernachlässigt)
Das macht 600 g Teig. Jedes Plätzchen, das etwa 10 g wiegt, beinhaltet dann im Schnitt 1.7 g Birkenzucker. Nehmen wir an, der Hund wiegt 10 kg: Der Grenzwert für eine akute Unterzuckerung liegt bei 1 g Birkenzucker: 0.1 g/kg, also 0.1 x 10. Das bedeutet, dass bereits ein einziges (nicht besonders großes) Plätzchen ausreicht, um bei einem nicht einmal sehr kleinen Hund eine lebensgefährliche Körperreaktion auszulösen!
Entsprechend können schon 2,5 Plätzchen (0.5 g x 10) ein akutes Leberversagen verursachen.
Anhand dieses einfachen Beispiels wird deutlich, wie groß die Gefahr für den Hund ist. Ein halbes Plätzchen bricht nach dem Abbeißen ab, landet statt auf dem Teller auf dem Boden und ist schneller im Hundestaubsauger als wir reagieren können. Ein wundervoller Teller mit hübsch dekorierten Weihnachtsbirkenzuckerkeksen stand auf dem Esstisch und jetzt nicht mehr? Ein absoluter Notfall!
Übrigens: Auch in Kaugummi wird Birkenzucker gerne verwendet, weil ihm positive Effekte in der Kariesprophylaxe nachgewiesen wurden. Ein durchschnittliches Kaugummi wiegt ca. 1,5 g und besteht zu 70 % aus Zucker bzw. Birkenzucker. Bereits ein einzelner Kaugummi kann für Hunde, die bis zu 10 kg wiegen, problematisch werden (1.5 g x 0.7 = 1.05 g Birkenzucker). In einer durchschnittlichen Kaugummipackung (Dragees) befinden sich ungefähr zehn Stück. Selbst für eine ausgewachsene Dogge, die die leckeren Drops aus einer herumliegenden Handtasche stibitzt und frisst, besteht akute Lebensgefahr.
Was sind Symptome und was ist bei Verdacht auf Verzehr von Xylit zu tun?
Prüft IMMER das Süßungsmittel, denn Birkenzucker liegt voll im Trend. Als Hundehalter*innen müssen wir uns der Gefahr immer bewusst sein.
Symptome, die auf eine Vergiftung mit Birkenzucker hinweisen können, sollte der Hund diesen ohne das Wissen seines Menschen aufgenommen haben, können sich u.a. wie folgt darstellen:
Zittern, epilepsieartige Krampfanfälle, Übelkeit und Erbrechen, Durchfälle, Apathie, Schwäche, Störungen der Bewegungsabläufe und -koordination, Desorientierung, Benommenheit, Koma, Seitenlage, Herzrasen, Sehstörungen, später: Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute durch Leberversagen. Bei verdächtigem Verhalten könnt ihr immer einmal ins Maul schauen, um die Schleimhäute zu prüfen: Sind sie blass/weisslich, kann das ein Zeichen dafür sein, dass Xylit aufgenommen wurde.
Hat der Hund bereits etwas verschluckt, das ggf. Birkenzucker enthalten hat, wartet nicht auf Symptome, sondern macht euch direkt auf die Socken und ruft aus dem Auto bei der Tierklinik oder der Praxis an, zu der ihr unterwegs seid. Als Soforthilfe könnt ihr die Maulschleimhäute mit Zucker- oder Honigwasser benetzen (oder der Hund trinkt die Lösung freiwillig), um der Unterzuckerung entgegenzuwirken. Im Idealfall erfolgt diese Maßnahme unter Rücksprache mit der/dem Tierärzt*in.