Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Was hat das mit Hundetraining zu tun?

Veröffentlicht: 25. November 2023

Woran erkenne ich überhaupt, ob Gewalt vorliegen könnte? Mische ich mich ein?

Éine Frau sitzt auf einer Wiese, Bäume im Hintergrund. Ein kleiner brauner Hund sitzt zwischen ihren angezogenen Knien und hat die Vorderpfoten auf ihren Beinen abgelegt. Er hat angelegte Ohren und einen abgewandten Blick.
CN: Häusliche Gewalt; Tierquälerei
 
Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Dieser Gedenktag soll u.A. Aufmerksamkeit für häusliche Gewalt gegen Frauen schaffen. Das Problem ist massiv: Jede vierte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal Gewalt durch eine*n (Ex-)Partner*in (1). Und statistisch gesehen wird etwa jeden dritten Tag eine Frau hierzulande durch einen aktuellen oder ehemaligen Partner getötet (2).
 
Was hat das mit uns zu tun?
 
Erstens können wir angesichts von 25% Betroffenen in unser privates und berufliches Umfeld schauen und sicher sein: Wir kennen eine Betroffene. Auch, wenn wir es (noch) nicht wissen. Zweitens sind Haustiere immer mit von der Gewalt betroffen – die Überschneidungen zwischen Partnerschaftsgewalt und Tierquälerei sind hoch (3).
 
Drittens gibt es noch immer nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, ein geliebtes Haustier in eine Schutzunterkunft mitzunehmen. Viele Frauenhäuser oder Schutzwohnungen können keine Haustiere aufnehmen. Das kann bedeuten, dass Betroffene länger brauchen, bis sie Schutz suchen, weil sie ihre Tiere nicht in der Gefahr zurücklassen wollen. Hier kann zwar nach einer Schutzunterkunft gesucht werden, in die Tiere mitgebracht werden können: https://www.frauenhaus-suche.de – aber die Trefferliste ist kurz. Und:
 
Wir haben bei den uns bekannten Tierschutzvereinen herumgefragt: Es gibt unseres Wissens zwar immer einzelne Bemühungen: z.B. individuelle Hilfsangebote, die Möglichkeit, ein Tier für einen begrenzten Zeitraum kostenlos unterzubringen, oder Kooperationen mit örtlichen Frauenhäusern. Aber es gibt kein organisiertes, bundesweites System, um Haustiere aufzunehmen, wenn die Besitzerin ins Frauenhaus muss. Falls ihr hier mehr wisst: Bitte teilt eure Infos in den Kommentaren auf Facebook oder Instagram!
 
Und viertens: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir als Hundetrainer*innen irgendwann einmal Kund*innen haben werden, die in ihrer Partnerschaft Gewalt erleben oder ausüben. Das kann bedeuten, dass wir als Dienstleister*innen in die Situation kommen, eine Entscheidung treffen zu müssen: Vertraue ich meinem Verdacht? Versuche ich, ihn zu prüfen? Wenn ja, wie? Woran erkenne ich überhaupt, ob Gewalt vorliegen könnte? Mische ich mich ein? Bei klaren Anzeichen von Misshandlung gegen das Tier ist die Lage möglicherweise am einfachsten: Dann kann und muss ggf. eine entsprechende Meldung beim zuständigen Veterinäramt gemacht werden. Worauf man z.B. achten kann, steht hier: https://www.vetline.de/haeusliche-gewalt-gegenueber-tieren-vier-warnzeichen. Oft sind die Anzeichen aber subtiler und schwerer zu deuten. Was dann?
 
Wichtig ist: Niemals solltet ihr selbst die Person konfrontieren, von der ihr annehmt, dass sie Gewalt ausübt. Das bringt höchstens euch in Gefahr und fällt in der Regel auf die Betroffenen in der Familie zurück – die zum Beispiel dafür „bestraft“ werden, dass jemand Verdacht geschöpft hat. Deswegen solltet ihr beispielsweise auch auf keinen Fall Anrufe, SMS, Messenger oder Mail für Nachfragen zu diesem Thema nutzen, denn die könnten überwacht werden. Immer gilt: Im akuten Bedrohungsfall sollte die Polizei gerufen werden.
 
Habt ihr einen Verdacht, solltet ihr euch deshalb immer zuerst mit einer professionellen Beratungsstelle in Verbindung setzen, um eure nächsten Schritte abzustimmen. Das gilt auch dann, wenn ihr befürchtet, dass eine Kundin Gewalt erlebt und ihr sie ansprechen wollt. Denn auch auf dieses Gespräch und die nötigen Rahmenbedingungen zum Schutz der Betroffenen (und Euch selbst) solltet ihr euch gut vorbereiten. Die zentrale Anlaufstelle dafür ist https://www.hilfetelefon.de.