Gut zu Wissen: Zecken und Hunde – Gefahren, Prävention und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Von: Dr. Nora Brede & Malin Schneider

Veröffentlicht am: 24. Mai 2023

Zecke, die an einer Grasähre sitzt.

Zecken sind eine große Bedrohung für Hunde und ihre Gesundheit. Zecken sind nicht nur selbst blutsaugende Parasiten – sie übertragen auch eine Vielzahl an gefährlichen Krankheiten, von denen einige tödlich enden können. Dank globaler Erwärmung bekommen es Hundehalter*innen zusätzlich immer häufiger mit neuen Zeckenarten und deren ebenfalls parasitären Infektionserkrankungen zu tun. Deshalb ist es wichtig, sich über wirksame Präventionsmaßnahmen zu informieren, um den bestmöglichen Schutz zu wählen.

Zecken halten sich an Gräsern und Sträuchern auf, um an ihre Wirte zu kommen – das sind normalerweise Wildtiere wie Rehe und Wildschweine. Dass die kleinen Scheisser von Bäumen fallen ist ein Mythos. Wenn eine Zecke einen Hund beißt, kann sie Bakterien, Viren oder wiederum Parasiten in den Körper des Hundes übertragen. Das kann zu einer Vielzahl von Krankheiten führen, darunter u.a. Lyme-Borreliose, Babesiose, Anaplasmose und Ehrlichiose. Alle diese Krankheiten können schwere Symptome verursachen (s. Kasten unten). Werden diese Infektionskrankheiten nicht zeitnah erkannt und behandelt, kann deren Verlauf tödlich enden. Selbst wenn eine Behandlung erfolgt, besteht noch immer ein Risiko, dass der erkrankte Hund nicht überlebt.

Ein Bericht der Uniklinik Berlin, der erst dieses Frühjahr veröffentlicht wurde, ergab, dass nur 85% der Hunde, die sich mit der hier neu vorkommenden Art Babesia canis infiziert hatten, die Krankheit überlebten. im Umkehrschluss starben 15%. Babesien werden vor allem durch Auwaldzecken übertragen – eine Zeckenart, die sich erst in den letzten Jahren hier mehr verbreitet. (1)

Festgesaugte Auwaldzecke an einem Hund

Wirksame Präventionsmaßnahmen 

Auwaldzecken warten auf ihren Wirt

Die beste Art, um Zeckenbefall zu vermeiden, ist es, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Es gibt eine Vielzahl von Methoden, um Zecken von Hunden fernzuhalten, wie z.B. Zeckenhalsbänder, Spot-On-Präparate oder Tabletten.
Es lohnt sich in jedem Fall, nach dem Spaziergang die Hunde gründlich abzusuchen und abzusammeln, was man findet. Dabei kann ein „Flohkamm“ mit sehr engen Zinken (2) eine große Hilfe sein – auch bei vermeintlich kurzhaarigen Hunden werden Zecken schnell übersehen.

Wer ergänzende Maßnahmen ergreifen möchte, meidet besonders in der Zeckenhochsaison von April bis Oktober Gebiete mit viel Wildwechsel, Waldränder und das hohe Gras dort und Wälder allgemein. Bevorzugt hält man sich mit seinem Hund auf befestigten Wegen auf und geht nicht querfeldein – im Sinne von Brut- und Setzzeit und allen anderen Wildtieren ist das sowieso sinnvoll.

Gab es früher noch zeckenfreie Monate, muss man mit den durch den Klimawandel bedingten Temperaturerhöhungen und den sich verbreitenden Zeckenarten auf eine ganzjährige Zeckenprophylaxe zurückgegriffen werden. Die gehäuften Fälle von Babesiose traten vor allem zwischen September und Januar auf.

Besitzer*innen weißer oder heller Hunde haben es zwar einfacher beim Finden und Absammeln von Zecken, gleichzeitig werden Hunde mit hellem Fell aber auch stärker befallen – der starke Kontrast scheint Zecken magisch anzuziehen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen 

Wenn ein Hund von einer Zecke gebissen wurde, ist es wichtig, sie schnell und korrekt zu entfernen, um das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern zu minimieren – jede Stunde zählt. Die Zecke sollte mit einem Zeckenhaken oder einer Pinzette an der Basis, also direkt zwischen Haut und Kopf der Zecke, entfernt werden. Drehen (egal in welche Richtung) funktioniert besser als einfach ziehen, denn bei der zweiten Variante reißt häufiger der Kopf der Zecke und bleibt mit den Saugwerkzeugen in der Haut stecken. Wichtig ist, den Zeckenkörper nicht zusammenzudrücken, um zu verhindern, dass sich die Zecke in die Saugstelle übergibt und dabei gegebenenfalls Krankheitserreger überträgt.

Hotspot durch Zeckenbiss bei einem Hund

Die Bissstelle sollte desinfiziert werden, bspw. mit einem Desinfektionsmittel ohne Alkohol (bspw. Octenisept). Wenn sich um die Einstichstelle ein runder, stark geröteter Hautauschlag entwickelt oder der Hund Anzeichen einer Krankheit zeigt, beispielsweise Fieber, Appetitlosigkeit, Mattigkeit, blasse Schleimhäute, starkes Hecheln, vermehrtes Trinken, sollte er unverzüglich in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden.

Zecken sind in ganz Deutschland weit verbreitet und können bei Hunden und Menschen schwere Krankheiten verursachen. Es gibt jedoch bestimmte Regionen, in denen das Risiko eines Zeckenbisses und damit das Risiko von Krankheiten höher ist als in anderen. Eine solche Region ist derzeit Brandenburg, wo vermehrt Fälle von Caniner Babesiose, auch Hundemalaria genannt, auftreten. Grund ist eine massive Vermehrung von Dermacentor reticulatus, der Auwaldzecke. Aber Brandenburg ist schon lange keine Ausnahme mehr. (3)

Wanderröte bei einer Infektion mit Borreliose beim Menschen.

Es ist alarmierend zu sehen, dass sich diese einstige „Reisekrankheit“ innerhalb von Brandenburg ausbreitet, ohne dass weitere „Zubringer“ von außen notwendig sind.  (4)
Im Süden Deutschlands breitet sich zusätzlich die Braune Hundezecke aus. Sie kommt ursprünglich aus Nordafrika und überträgt ihrerseits eine Vielzahl gefährlicher Erreger.

Auch die FSME-Risikogebiete dehnen sich mit den allgemein steigenden Temperaturen immer weiter in den Norden aus. Auf folgender Karte bekommt ihr eine Übersicht der FSME-Risikogebiete in Deutschland.

Es ist daher von größter Bedeutung, dass Hundebesitzer*innen besonders wachsam sind und geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen, um das Risiko von Zeckenbissen und damit von Krankheiten zu minimieren.

Symptome 

Hausmittel und ihre Wirksamkeit 

Natürliche Hausmittel werden oft als zusätzliche Maßnahme zur Prävention von Zeckenbefall empfohlen. Einige dieser Mittel können die Anzahl der Zecken, die auf den Hund kommen, reduzieren oder haben ebenfalls eine repellierende Wirkung. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Hausmittel allein nicht ausreichend sind, um zu verhindern, dass eine Zecke sich festsaugt. Egal ob Knoblauch, Schwarzkümmel-, oder Kokosöl, diverse abschreckende ätherischen Öle, aber besonders klare Betrugsmaschen wie Bernstein oder EM-Halsbänder – die Wirksamkeit all dieser Produkte ist gering oder widerlegt.

Am Ende gilt es abzuwägen, ob man das Risiko einer statistisch betrachtet sehr seltenen Nebenwirkung chemischer Präventionsmittel in Kauf nimmt, wenn die Alternative das Risiko ist, dass sich der Hund mit einer potentiell tödlichen, aber mindestens mit massivem Leid und massiven Behandlungskosten verbundenen Krankheit durch einen Zeckenbiss infiziert.

Quellen (zuletzt abgerufen am 17. Mai 2023):

  1. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jvim.16611
  2. https://www.medpets.de/cvet-flohkamm/
  3. https://www.esccap.de/buntzecke-deutschlandweit-aktiv-hunde-unbedingt-auch-im-winter-schuetzen/
  4. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html